Mit dem Rolli ins Riff

Schnorcheln mit dem Rollstuhl im fischreichen Great Barrier Reef, Ausflüge in den tropischen Regenwald oder Übernachtungen in barrierefrei konzipierten Unterkünften – im facetten- und regenwaldreichen Nordosten Australiens können Menschen mit Behinderung künftig viel erleben.

Website für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen

Was das alles beinhaltet, zeigt die neue Internetseite des Fremdenverkehrsverbandes Tourism Tropical North Queensland (TTNQ), die jetzt einen Accessibility Hub eingerichtet hat, der Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen eine Fülle von Aktivitäten aufzeigt, die ihnen in der tropischsten Ecke des fünften Kontinents zu Verfügung stehen.

Im Gegensatz zu Aktivitäten von so manchen anderen Destinationen und Veranstaltern haben es die Verantwortlichen aber nicht dabei belassen, einfach nur ein paar Hotelzimmer herzurrichten und sich das Siegel „barrierefrei“ ans Revers zu heften, obwohl dazu eigentlich viel mehr gehört.

Schnorcheln mit dem Rollstuhl

Bei der Wahl der Möglichkeiten und Ausgestaltung der Programme hat die TTNQ eng mit den Fachverbänden „Spinal Life Australia“ und „Out There Travel Care“ zusammengearbeitet, wie TTQN-CEO Mark Olsen sagt. Um Inhalte zusammenzustellen, „die Erlebnisse und Unterkünfte für alle Reisenden zugänglich machen.“ Die Suche nach den Inhalten wurde für das Team eine Art Reise, bei der sie Optionen entdeckten, die sie zuvor noch gar nicht kannten. So fand man neben barrierefreien Stränden beispielsweise wasserbetriebene Lifte, die Menschen mit Behinderung ins Meer absenken können, damit sie im vor Queensland gelegenen Great Barrier Reef, einem Weltnaturerbe mit global einzigartigem Fisch- und Korallenreichtum, abtauchen können – quasi Schnorcheln mit dem Rollstuhl. Oder Promenaden und Pfade, auf denen man hervorragend mit einem Rollstuhl den Regenwald erkunden kann.

Auch die Hotelfrage wurde zufriedenstellend gelöst, wie Olsen sagt. „Menschen, die auf Barrierefreiheit achten müssen, können jetzt problemlos Unterkunftsmöglichkeiten finden, von spezialisierten Anbietern wie dem Spinal Life’s Healthy Living Centre, das über persönliche Betreuer verfügt, bis hin zu traditionellen Hotels mit barrierefreien Zimmern wie dem Cairns Novotel Oasis Resort.

Weitere Quellen waren die Erfahrung und der reichhaltige Fundus der behinderten „Mission Beach“-Journalistin Imogen Kars, welche „unsere Unterkünfte und Touren auf den Prüfstand gestellt und eine Reihe von Blogs über Reisemöglichkeiten in Cairns, Palm Cove, der Cassowary Coast, Port Douglas und den Atherton Tablelands geschrieben hat.“

Ständig neue Möglichkeiten durch Workshops

Ausreichend Expertise war also vorhanden – sogar so viel und überzeugend, dass die TTQN mittlerweile einen Workshop für Reiseveranstalter anbietet, damit diese weitere barrierefreie Möglichkeiten schaffen und sich zuvorderst mit der Zielgruppe austauschen, um ihre Bedürfnisse und Notwendigkeiten zu erfahren. Dane Cross von Spinal Life Australia verdeutlicht die Wichtigkeit dieser Vorgehensweise. „Oft wissen Reiseveranstalter nicht, wo sie auf ihrem Weg zu einer besseren Zugänglichkeit anfangen sollen – dieser Workshop ermöglicht es ihnen, einfache Fragen zu stellen und mehr darüber zu erfahren, wo sie anfangen können. Wir möchten den Reiseveranstaltern helfen, zu verstehen, wie sie mehr Barrierefreiheit erreichen und sich einen größeren Anteil an diesem Markt sichern können.“  Denn der Markt für barrierefreie Reisen sei, gerade nach der Corona-Pandemie, „eine weitgehend ungenutzte Chance für Reiseveranstalter.“

Das sieht auch Tourismuschef Mark Olsen so. „Untersuchungen von Tourism Australia haben gezeigt, dass barrierefreier Tourismus für Reiseziele ein entscheidender Faktor für die Erholung nach einer Pandemie sein kann, indem er die Widerstandsfähigkeit der Branche stärkt“, sagte er.

„Barrierefreiheit als Wettbewerbsvorteil zu betrachten, der den Kundenservice verbessert und die Lebensqualität für alle erhöht, ist der Schlüssel, um die alternden, aber immer noch abenteuerlustigen Baby-Boomer zu erreichen, die die Zeit und die Mittel zum Reisen haben.“

– SVEN SCHNEIDER

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