Wandern ohne Barrieren in Hessen

Am und rund um den Edersee gibt es mittlerweile einige Angebote für barrierefreies Wandern. Foto: Richard von Lenzano/pixelio

Wandern wurde durch die Corona-Pandemie wieder zum Trend im Tourismus. Menschen mit Behinderungen oder sonstigen Einschränkungen bleibt dieser Trend aber oftmals versagt. Dennoch gibt es Möglichkeiten für barrierefreies Wandern – so auch in Hessen.

Nordhessen

Der barrierefreie Rundwanderweg „Rebbes“ auf dem Hohen Meißner im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald ist 3,8 Kilometer lang. Er hat nur wenige Steigungen und ist deswegen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Familien mit Kinderwagen geeignet. Entlang des ausgeschilderten Weges finden sich an vielen Stellen Bänke zum Ausruhen. Informationstafeln finden Behinderte Nutzer an den Startpunkten „Loipenparkplatz“ und „Berggasthof“. Der Hohe Meißner ist per Bus oder Anruf-Sammeltaxi gut erreichbar. Toiletten gibt es unter anderem im „Berggasthof“.

Nationalpark Kellerwald-Edersee

Am Edersee finden sich viele barrierefreie Angebote, denn das Nationalparkamt hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderungen den Zugang zum Nationalpark zu ermöglichen. So lässt sich etwa die fast sechs Kilometer lange Route zum Aussichtspunkt Hagenstein mit einem behindertengerechten Elektro-Scooter erkunden, der kostenfrei im NationalparkZentrum ausgeliehen werden kann. Ein Führerschein ist nicht nötig. Auch barrierefreie Führungen werden angeboten.

Geeignet für trainierte Rollstuhlfahrer sind zudem der Quernstweg, der Weg vom Nationalpark-Eingang „Himmelsbreite“ bis zum Hagenstein und eine Wildbeobachtungskanzel. So macht barrierefreies Wandern Spaß. Im Elsebachtal entsteht ein Erlebnispfad für Sehgeschädigte. Barrierefrei sind auch der Wildtierpark und der Baumkronenweg. Hinweise zur Anreise hält das Nationalparkamt auf einem eigenen Routenplaner bereit. Dort gibt es auch Toiletten.

Habichtswald

Zahlreiche Features erleichtern Behinderten den Besuch des Habichtswaldes und seiner Wanderwege. So hält das Nationalparkzentrum nach Voranmeldung von Wandergruppen mit behinderten Mitgliedern eine Joelette bereit – ein spezieller Outdoor-Rollstuhl, für den es allerdings zwei geschulte Begleiter braucht: Einer schiebt, der vordere zieht, und in der Mitte sitzt die behinderte Person. Das Gefährt ist nach Angaben des Naturparkzentrums vorrangig für den Einsatz im Dörnberggebiet gedacht, wer will, kann es aber auch zusammenklappen und in andere Wandergebiete des Parks transportieren.

Rund um Schöneck

Der 3,7 Kilometer lange Rundweg „Rund um Schöneck“ ist so ausgestaltet, dass er auch für Menschen mit Behinderung zu bewältigen ist. Der Startpunkt des asphaltierten Rundwegs liegt am Wanderparkplatz „Hohe Straße“ zwischen Mittelbuchen und Schöneck-Kilianstädten (Main-Kinzig) an der L3008. Er ist auf den Schönecker Rundwege-Schildern mit einem blauen Punkt sowie blauen Pfeilen auf dem Asphalt markiert. Rollstuhlfahrer mit Begleitpersonen und Familien mit Kinder- oder Bollerwagen können den Rundweg problemlos befahren. Geeignet ist er auch für Senioren und Wanderer, die weniger gut zu Fuß sind. Ein Manko: Es gibt keinen direkten Anschluss an den ÖPNV, am Parkplatz aber Behindertentoiletten.

Frankfurt

Beeinträchtigte Wanderfreunde kommen seit 2021 in den Genuss eines ausgezeichneten Wanderwegs: Nach mehrjähriger Zusammenarbeit des Bistums Limburg und der Stadt wurde der barrierefreie Jakobsweg eröffnet und wenig später mit dem Tourismuspreis „Typisch Hessisch Award“ ausgezeichnet. Der Weg ist knapp 15 Kilometer lang und verfügt über Beschilderungen, Sitzbänke, Toiletten und gut sichtbare Kontraststreifen zwischen Fahrrad- und Fußgängerweg. Startpunkt ist die Kirche St. Leonhard in der Innenstadt am südlichen Mainufer. Endpunkt zumindest des inklusiven Teils ist die Justinuskirche in Höchst. Die Jakobsmuschel zeigt den Wanderern dabei die Richtung. Infos bietet die begleitenden App „Useeum“.

Eschbacher Klippen

Eines der bekanntesten Naturdenkmäler Hessens sind die Eschbacher Klippen bei Usingen, seit jeher ein beliebtes Ziel von Tagestouristen und Wanderern. Die Klippen selbst sind nicht barrierefrei zugänglich, der dazugehörige szenische Rundwanderweg allerdings schon. Startpunkt ist der Parkplatz des Naturparks Taunus an der L3270 zwischen Eschbach und Michelbach. Auf einer Infotafel mit Karte ist der etwa vier Kilometer lange Weg ausgewiesen. Orientierung bieten Markierungen mit einer grünen Tanne auf weißem Grund. Auf dem Weg liegen Schutzhütten zum Ausruhen. Die Buslinie 65 hält an der Haltestelle „Eschbacher Klippen“. Andere Haltestellen liegen fußläufig etwa zehn Minuten entfernt. Manko: Es gibt keine Behindertentoilette und auch keine Möglichkeit zum Einkehren.

Durch den Ockstädter Wald

Die Wetterau ist vor allem für ihre Obstbaumgrundstücke bekannt – doch auch Wanderer kommen auf ihre Kosten, mit Panoramablick über die Wetterau bis hin zum Vogelsberg. Eine schöne und machbare Wanderung startet an der „Usinger Straße“ in Ockstadt, an der sich auch eine Bushaltestelle befindet. Die Strecke ist 4,7 Kilometer lang und für Rollstuhlfahrer mit Zughilfe oder Begleitperson geeignet, da sie leichte Steigungen enthält. Familien mit Kinderwagen sollten keine Probleme haben, da der Weg asphaltiert ist. Der Weg führt an einer Schranke vorbei, dann in einem Linksbogen um den Wald und später in einem Rechtsbogen um Rasenflächen herum wieder über die Schranke zum Ausgangspunkt zurück. Orientierung bietet die Asphaltierung des Wegs. Eine Einkehrmöglichkeit gibt es am in der Nähe befindlichen Golfplatz, wo aus es auch eine Toilette gibt.

Wandern auf dem Limesrundweg

Der Wanderweg bei Limeshain-Rommelshausen in der Wetterau ist etwa drei Kilometer lang und aufgrund fehlender Steigungen gut mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator zu bewältigen. Startpunkt ist der Sportplatz an der L3347. Es gibt Ausschilderungen und Infotafeln zum Rundweg und den Sehenswürdigkeiten. Allerdings sind die Einkehrmöglichkeiten eher dürftig, es gibt lediglich das Tollus-Restaurant am Sportplatz. Auch ist der historische Limes-Wachturm nur im Erdgeschoss barrierefrei, die oberen Etagen sind über eine Wendeltreppe erreichbar.

Bad Nauheim

Berühmt wurde Bad Nauheim durch Elvis Presley, der hier seinen Wehrdienst absolvierte. Mehrere mit dem King verbundene Orte wie die Elvis Bank, die Elvis Brücke oder das Hotel Villa Grunewald in der Terrassenstraße sind barrierefrei zu besichtigen. Die Stadt selbst verfügt als Kurort über viele barrierearme oder barrierefreie Spaziergängerrouten. Der ÖPNV-Anschluss ist sehr gut. Bushaltestellen nahe der Kolonnaden liegen etwa in der Parkstraße oder der Stresemannstraße. Zudem gibt es Toiletten – etwa eine in den Kolonnaden oder eine öffentliche Behindertentoilette in der Zanderstraße (Gradierwerk II).

Niddastausee

Barrierefreies Wandern ist am Niddastausee bei Schotten am Vogelsberg auf einem etwa fünf Kilometer langen Rundweg möglich. Es gibt nur moderate Steigungen, deswegen ist der Weg für beeinträchtigte Personen geeignet. Eine Rast ist zum Beispiel am Wanderparkplatz möglich. Start- und Endpunkt ist der Parkplatz am Campingplatz (Abfahrt „Niddastausee“ von der B455), es gibt einen Imbiss und ein Café. Dort ist auch die Bushaltestelle Schotten-Rainrod Niddatalsperre.

Hoherodskopf

Ein etwa sieben Kilometer langer Rundweg startet am Hoherodskopf im Vogelsbergkreis und führt in Richtung Niddaquelle. Der Weg ist für Behinderte machbar, aber anspruchsvoll, Da es mehrere kurze, markantere Steigungs- und Gefällestrecken gibt. Für Rollatoren-Nutzer ist der Weg eher ungeeignet, Rollstuhlfahrer sollten entweder gut trainiert sein oder eine Zuggerät beziehungsweise eine Begleitperson mitbringen. Am „Informationszentrum mit Naturerlebnisausstellung“ gibt es während der Öffnungszeiten eine Behindertentoilette, auch an der Gaststätte „Hoherodskopfklause“ gibt es eine. Zum Einkehren gibt es am Hoherodskopf mehrere Möglichkeiten.

Barrierefreies Wandern im Odenwald

Das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald bietet mehrere Wege, die barrierefreies Wandern ermöglichen und keine hohen Steigungen aufweisen. Auf einigen Strecken brauchen weniger geübte Rollstuhlfahrer aber eine Begleitperson. Bei Lautertal etwa findet sich der 8,9 Kilometer lange „Familien- und Seniorenwanderweg“. Er verläuft vom Ortsteil Elmshausen (Radlettplatz) durch das Felsenmeer bis zur Kuralpe. Alle 200 Meter – und in Teilstücken alle 50 Meter – stehen Ruhebänke. Anfang und Ende des Wanderweges können mit dem ÖPNV erreicht werden. Weitere Wanderwege, die auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen geeignet sind, finden sich zum Beispiel bei Michelstadt – so etwa ein rund 2,5 Kilometer langer Rundweg ohne Steigungen vorbei an Schloss Fürstenau und der Einhardsbasilika.

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